Im Rahmen des 7. Deutschen Archäologie-Kongresses fand am 4. Oktober 2011 in Bremen die Gründungsversammlung des “Deutschen Verbandes für Archäologie” (DVA) statt. Nachdem Versuche einer verbandsmäßigen Vereinigung der deutschen Archäologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und erneut nach der deutschen Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre jeweils gescheitert waren, entstand mit dem neuen Dach- verband nun erstmals in der Geschichte der deutschen Archäologie eine Interessenvertretung für die gesamte vereins- und verbandsmäßig organisierte Archäologie, Altertumsforschung und fachverwandte Wissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland. 
TOPOI führte ein kurzes Interview mit dem Topoimitglied und Präsidenten des neuen Verbandes Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Parzinger:

Herr Parzinger, der in Bremen neu gegründete Verband geht auf eine ältere Idee zurück. Können Sie uns kurz erläutern, warum es eines solchen Dachverbandes bedarf und was seine dringlichsten Aufgaben sind?

Wir waren davon überzeugt, dass es eine Vereinigung aller archäologischen bzw. altertumswissenschaftlichen Verbände und Gesellschaften unter einem Dachverband braucht, um in für unsere Wissenschaften wichtigen Belangen mit einer Stimme sprechen zu können. Die Pluralität der vereinsmäßig organisierten Archäologie in Deutschland, deren Wurzeln z. T. bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreichen, soll dadurch keinesfalls ersetzt werden, im Gegenteil, diese Pluralität und Diversität hat eine ungemeine Vitalität und Kraft. Doch wenn es kein Dach gibt, dann wird man auch nicht wirklich verändernd auf die für unsere Wissenschaften wichtigen Rahmenbedingungen wissenschafts- und kulturpolitischer Dimension einwirken können. Wenn man sieht, welche Wirkung etwa der Deutsche Kulturrat oder der Bund Naturschutz entfaltet, dann sieht man, was der Archäologie an Durchschlagskraft noch fehlt. 

Wer sind die Mitglieder des “Deutschen Verbandes für Archäologie”?

Die bislang einzeln organisierten Verbände von Archäologen haben sich mit großer Einheitlichkeit für den Beitritt entschieden. Der Deutsche Verband für Archäologie zählt damit nun über 3000 Mitglieder und ist damit durchaus Repräsentant der Archäologie in Deutschland. 
Auf der Gründungsversammlung traten dem DVA folgende Einzelverbände und Gesellschaften bei: Nordwestdeutscher Verband für Altertumsfor- schung e.V., West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung e.V., Mittel- und Ostdeutscher Verband für Altertumsforschung e.V., Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V., Deutscher Archäologen-Verband e. V., Verband der Landesarchäologen in der Bun- desrepublik Deutschland e. V., Deutsche Orient-Gesellschaft e.V., Deut- sche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e.V., Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e.V., Gesell- schaft für Naturwissenschaftliche Archäologie – Archäometrie sowie Archäologische Kommission für Niedersachsen e. V.

Welche Bedeutung hat der Dachverband – der ja von namhaften Forschern geführt wird, die auch mit TOPOI eng assoziiert sind – für TOPOI?

TOPOI und der neue “Deutsche Verband für Archäologie (DVA)” können eine Menge gemeinsam bewegen. In einem Exzellenzcluster werden auch organisatorische und strategische Erfahrungen bei der Realisierung wissenschaftlicher Großforschungsverbünde gesammelt, die für die Entwicklung neuer Rahmenbedingungen für die Förderung altertumswissenschaftlicher Forschung nach Auslaufen der Exzellenzinitiative wichtig sein werden. Und umgelehrt ist es zentral, dass diejenigen, die in Vorstand und Beirat des DVA sitzen, auch mit den führenden archäologischen Forschungsverbünden verknüpft sind. Ein Fach ist nur dann gut positioniert, wenn es fachwissenschaftliche Exzellenz mit (fach)politischer Vernetzung verknüpfen kann. Hier ergänzen sich TOPOI und DVA bestens.

Wir danken Ihnen für das Interview.