Anders als die Griechischen wurden Römische Tonlampen von frühaugusteischer Zeit bis in die Spätantike hinein mit Bildern geschmückt. Die Bildmotive allerdings übernahmen die Lampentöpfer zunächst aus der hellenistischen Reliefkeramik, im Verlauf der Zeit wurde das Repertoire aber immer wieder durch solche aus der sogenannten Volkskunst erweitert. Über die Bedeutung der Bilder für die Benutzer der Lampen besteht in der Forschung weitgehend Einigkeit: Es lasse sich keine Verbindung zwischen Lampenmotiv und Verwendungskontext herstellen, und die Bildlampen seien beliebig z. B. als Grabbeigaben verwendet worden. Wesentlicher Grund hierfür scheint vordergründig die geringe Tiefe der Bildaussage bzw. ihre Bedeutungsoffenheit zu sein: Was kann ein Pfau schon aussagen? Hinzu kommt, dass komplexere mythologische Szenen oft nur ausschnittsweise wiedergegeben werden – aus Odysseus und Polyphem wird ein einzelner Odysseus. Oder ist es gar nicht mehr Odysseus, sondern nur noch ein Mann mit Spitzkappe, ein Landmann, ein Freigelassener? Die Frage nach der ikonographischen, oder vor-ikonographischen Interpretation bzw. nach der Affordanz der Motive stellt sich rasch. Ausgehend vom Verständnis, dass die mediale Präsenz eines Bildes nicht durch hermeneutische oder semiotische Analysen zu begründen ist, sondern durch bildkonstitutive Akte – wie für archäologische Beispiele zuletzt durch Adrian Stähli formuliert – lassen sich alternative Herangehensweisen an die Deutung der Lampenbilder finden. Im Vortrag wird anhand ausgewählter Beispiele aufgezeigt, dass Lampenbilder für ihre Benutzer durchaus eine besondere Bedeutung haben konnten. So verweist das Lampenbild eines Körbe tragenden Eroten im Grab eines Lastenträgers beispielsweise weniger auf die Weinlese als Standardbild eines dionysisch gefärbten Interieurs, sondern deutet stattdessen ganz konkret auf die tägliche Arbeit des Grabherrn hin. Eine derart individuelle Interpretation des Motivs erschließt sich erst durch den spezifischen Fundkontext. Hinzu kommt, dass gerade in der Mehrdeutigkeit der Bilder ihre besondere Wirkmacht liegt. Ausgehend von eindeutigen Befunden eröffnet sich schließlich die Möglichkeit, für eine große Zahl von Lampenbildern konkrete Assoziationsfelder (‘frames’) und Interpretationen zu skizzieren und dadurch Möglichkeiten ihrer ‘mise en scene’ abzustecken.